Bearbeitung

Vom Einzelbild zum Panorama

In der Historie begann nach Abschluss der Segment-Aufnahmen erst die eigentliche Arbeit: Das mühsame Puzzle-Spiel, mit dem aus den kleinen und großen Teilen ein Gesamt-Panorama zusammengestückelt wurde. Heute leistet dabei spezialisierte Software hervorragende Dienste und erledigt viele Schritte vollkommen selbsttätig.

Der Prozess, aus Einzelbildern ein Panorama herzustellen, nennt sich Stitching – also „Nähen“ oder „Heften“. Und tatsächlich ist der Prozess dem Nähen sehr ähnlich. Die Bilder werden in einer vorgegebenen Reihenfolge eingegeben, dann sucht die Software identische Punkte auf angrenzenden Bildern und positioniert mit mehreren dieser Punkte-Paare die Bilder zueinander – wie der Schneider mit Stecknadeln die Stoffe zusammensteckt. Grobe Verzerrungen und Bildfehler wie z. B. ein unregelmäßiger Horizont werden von vielen Programmen erkannt und automatisch behoben.

Damit die Nahtstellen zwischen den Bildern nicht sichtbar bleiben, werden sie in einem zweiten Schritt nahtlos miteinander verschmolzen. Das sogenannte Blending nutzt besondere Algorithmen, um Unterschiede zwischen den Bildern zu finden und anzugleichen.

Software für Stitching und Blending

So einfach moderne Software die Bearbeitung von Panoramen im Vergleich zu früher macht, so schwer fällt die Wahl für das richtige Programm. Jedes hat seine eigene Methode, besondere Schwerpunkte und entsprechend ganz unterschiedliche Stärken. Und die kontinuierliche Weiterentwicklung verschiebt das Bild immer wieder. Grundsätzlich liefert jede gängige Software bei den üblichen Aufgaben brauchbare Ergebnisse, aber beim Weg dorthin gibt es große Unterschiede.

Die wichtigste Klassifizierung lässt sich zwischen zwei Kategorien von Programmen vollziehen. Auf der einen Seite stehen Programme wie Panorama Tools oder PTGui, bei denen der Nutzer alle wichtigen Schritte manuell steuert und dabei von automatischen Helfern unterstützt wird. Auf der anderen Software wie REALVIZ Stitcher oder Photoshop, die weitgehend automatisch arbeitet und im Anschluss manuelle Korrekturen erlaubt. Die daraus resultierende Balance zwischen Kontrolle und Komfort muss jeder Nutzer für sich selbst finden. Weitere Parameter für die Entscheidung sind die Bandbreite der möglichen Projektionsarten, der Umfang der integrierten Nachbearbeitungs-Funktionen, die Flexibilität der Algorithmen bzw. für Plug-Ins, der Charakter der Benutzeroberfläche, das Betriebssystem, die Unterstützung von RAW-Fotos und HDR-Panoramen sowie die Wahl zwischen Freeware und kommerziellen Produkten.

Welche Software die richtige ist, lässt sich nur durch Versuche herausfinden. Hier eine Auswahl der bekanntesten Programme:

Die Nachbearbeitung

Ist das Panorama zusammengestellt, wird es von den meisten Programmen als Photoshop-Ebenendatei ausgegeben. Das Rohbild bedarf nun noch weiterer Korrekturen und Verfeinerungen.

Auch wenn die meisten Stitching-Programme sehr zuverlässig arbeiten, treten immer wieder Fehler auf, die im Ergebnis korrigiert werden müssen. Es empfiehlt sich, das Bild in 100% Vergrößerung sowohl zeilen- als auch spaltenweise sehr gründlich zu überprüfen, um Stitching-Fehler zu finden und auszubessern.

Ein weiterer wichtiger Fehler sind Geisterbilder und Klone – schemenhafte oder klare Dopplungen von bewegten Objekten im Überlappungsbereich zwischen den Einzelbildern.

Zu den üblichen Korrekturen gehört auch die Entfernung von Fotograf und Stativ aus der Nadir-Aufnahme. Da der Bodenbereich im fertigen Panorama nur unwesentlich zu sehen ist, genügt oftmals eine eher einfache Bearbeitung. Auch der Schatten des Fotografen muss vor allem bei Aufnahmen mit direktem Sonnenlicht entfernt werden – es sei denn, er wurde durch Fernbedienung oder Selbstauslöser verhindert. Der dünne Schatten des Stativs lässt sich vergleichsweise leicht in Photoshop überstempeln.

Außerdem lässt sich mit Veränderungen die Wirkung des Bildes noch steigern. Vielleicht ist eine andere Projektionsart besser geeignet, die besondere Stimmung zu unterstreichen. Oder eine Verringerung der Bildhöhe der Schritt, um mehr Spannung ins Bild zu bringen.

Vorbereitung entscheidet

Manche kleinen, aber entscheidenden Schritte in der frühen Phase des Projekts haben das Potential, den gesamten Prozess komfortabler zu gestalten. Dazu gehört die Anpassung der Datei-Formate. Sollen letztendlich großflächige Prints entstehen, sind eine hohe Bildauflösung und die Arbeit mit RAW-Daten unverzichtbar. Ist das nicht der Fall, sollten die Daten unbedingt komprimiert werden, um die Arbeitsgeschwindigkeit der Software zu steigern und riesige Datenberge zu vermeiden.
Außerdem sollten optische Fehler des Objektivs nach Möglichkeit schon vor dem Beginn des Stitching-Prozesses in der Bearbeitung der Foto-Daten eliminiert werden. Diese Fehler, die so gut wie jedes Objektiv hat, sind in der normalen Fotografie kleine Schönheitsfehler, für ein Panorama eventuell das Ende, weil sie das Stitching unmöglich machen. Dazu gehören z. B. Randabschattungen des Einzelbilds, die im Panorama zu einer Kachelbildung führen, Farbsäume durch falsche Lichtbrechung oder geometrische Verzerrungen, durch die Geraden nur gekrümmt abgebildet werden.