HDR

Übernatürliches Sehen: HDR-Fotografie

Das Licht kennt Millionen von Facetten, Farben und Helligkeitsstufen – viel mehr, als der Mensch sehen kann. Und Kameras, Monitore und Drucker sehen sogar noch weniger. Ein einfacher Selbstversuch beweist es: Selbst ein Foto, bei dem die Kamera frontal auf die Sonne gerichtet wurde, blendet den Betrachter nicht. Technisch korrekt wird die Zahl der sichtbaren Helligkeitsstufen als Dynamikumfang bezeichnet, zur Berechnung dient der Quotient aus dem größten und dem kleinsten Helligkeitswert.

Einige beispielhafte Zahlen zum Dynamikumfang zeigen, wie groß die Unterschiede sind:

Wie begrenzt die Möglichkeiten der klassischen Fotografie sind, zeigt sich auch ganz praktisch im Alltag. Wer Motive mit größeren Helligkeitsunterschieden fotografieren möchte, muss sich entscheiden, ob er lieber die dunklen oder die hellen Bildbereiche detailliert abbilden möchte. Eine Außenaufnahme bei Sonnenschein lässt Türeingänge und andere sehr dunkle Flächen in tiefem Schwarz verschwinden. Eine Innenaufnahme mit viel Licht von außen führt dazu, dass der Blick aus dem Fenster nur gleißendes undefiniertes weiß zeigt.

Die High Dynamic Range (HDR) Fotografie wurde entwickelt, um dieses Defizit auszugleichen und eine Technologie zu schaffen, die dem Dynamikumfang der realen Welt näher kommt und sowohl helle als auch dunkle Bildbereiche mit Texturen abbildet. Der Kontrastumfang wird künstlich angepasst, um Bilder mit 32 Bit Farbtiefe zu erzeugen und diesen gesteigerten Dynamikumfang auch mit den beschränkten Möglichkeiten herkömmlicher Medien darstellen zu können. Aus dem HDR-Format, das Greg Ward 1989 erfand, ist bis heute ein eigenes Segment der Fotografie entstanden.

Der Schlüssel der HDR-Technologie liegt darin, dass mindestens zwei Aufnahmen mit unterschiedlichem Helligkeitswert zu einem gemeinsamen Bild zusammengerechnet werden, das entsprechend einen erhöhten Kontrastumfang aufweist. Wieviele einzelne Aufnahmen nötig sind und wie groß die Belichtungsunterschiede sein müssen, hängt ganz maßgeblich vom Motiv, den Lichtverhältnissen und dem gewünschten Ergebnis ab – auch die Auflösung des Kamerasensors und die verwendete HDR-Software spielen dabei eine Rolle. Üblicherweise werden drei Aufnahmen gemacht – eine mit normaler Belichtung, eine Überbelichtung und eine Unterbelichtung.

Für das Betrachten und die Bearbeitung von HDR-Bildern ist spezielle Software notwendig – dabei lassen sich verschiedene Kategorien unterscheiden:

Eine Technologie mit Zukunft

Streng genommen ist HDR der Zeit noch einen Schritt voraus. Aber die Zeit holt auf. Mit der Entwicklung neuer Technologien rücken Bildschirme in greifbare Nähe, die einen annähernd großen Dynamikumfang haben wie natürliches Licht. Ein Beispiel dafür sind SED (Surface-conduction Electron-emitting Display) mit Kontrastverhältnissen um die 100.000:1, aber auch die Laserprojektions-Technologie verspricht eine neue Ära. Eines Tages könnte der Blick in den Monitor genauso intensiv sein wie der aus dem Fenster. Wer heute seine Bilder mit HDR-Technologie macht, erspart Ihnen das Schicksal von Schwarz-Weiß-Aufnahmen, Monochrom-Bildschirmen oder Mono-Tonaufnahmen und sichert ihnen eine lange Zukunft.